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003 Chronik

Gedanken und Erinnerungen

    • zusammen getragen von Peter Hermes –

Jeder Verein -und sei er noch so klein -möchte seine Chronik haben. So drängt man auch mich, der einiges zur Gründung des Kaarster Edelknabencorps beitragen hat, eine Chronik zu schreiben.

Da möchte ich nun ein wenig weiter ausholen und muss auch manchmal etwas persönlich werden – verzeiht es mir.

Vorgeschichte:

Am Tag der Währungsreform 1948 - es war Kaarster Kirmes, Sonntag vor St. Johann - zog zum erstenmal nach dem großen Weltkrieg , den ich von A – Z in vorderster Front im Panzer miterlebte, wieder ein Schützenzug.  Es mochten so 8 – 10 Züge sein, teils in Uniform, teils ohne, als Holzgewehr trug man den Spazierstock auf der Schulter. Hermann Weyen fungierte als erster Schützenkönig. An der Spitze marschierten die Sebastianusschützen in Frack und Zylinder mit der alten Sebastianusflagge. Ich stand mit meiner Frau am Straßenrand und schaute mir das Spektakel an. Ich konnte über den Aufmarsch nur lachen. Der Kommißkopp steckte noch zu sehr in mir, meine alten Schüler werden sich noch öfter daran erinnern.

Im gleichen Jahr besuchte ich öfter Herrn Andreas Pfeiffer - Kaarster Junge und Religionslehrer auf der Neusser Furth-. Herr Pfeiffer bearbeitete die uralte Kaarster Pfarrchronik und ich wollte mich bei ihm ein wenig in die Heimatgeschichte von Kaarst einarbeiten, weil ich das Thema auch in der Schule brauchte.

Sehr vieles habe ich bei  Herrn Pfeiffer gelernt und ich bin ihm zu großem Dank verpflichtet. Vor allem erfuhr ich auch die Bedeutung der St.-Sebastianusbruderschaft für die Geschichte von Kaarst. Und so kam es, dass ich bereits im Jahre 1949 als Sebastianusschütze mitmarschierte.

Aktiv waren damals im Zug dabei - soweit ich mich erinnern kann- : Präsident Hermann Weyen, im Vorstand Mintges Franz, Forstreuther Fritz, Weitz Hermann als Hauptmann, im Glied marschierte: Bonne Pitter, Schlangen Pitter, Effe Pitter, Hermes Pitter, Lettgen, Prosch Heinrich (Fähnrich), Weitz Adam, Weitz Jakob, Spenrath Toni, Helten Heinrich u.a.m.

Das Gründungsjahr:

Am Christi-Himmelfahrtstag 1951 schoss Schlagen Peter den Königsvogel auf der Wiese bei Scheuren ab. Er war Schützenkönig 1951. Anfang Juni, 8 Tage vor dem Schützenfest in Weckhoven, rief Pastor Krott mich morgens nach der Schulmesse in die Sakristei und teilte mir kurz und bündig mit: „Ich war gestern beim Schützenkönig Schlangen und wir sind der Meinung, dass Kaarst auch Edelknaben haben soll, wie in anderen Orten, und wir glauben, dass Sie der richtige Mann dafür sind“. „Aber Herr Pastor, ich habe so was noch nie gesehen und weiß nicht, wie das zu machen wäre“ war meine Antwort. „Am Sonntag ist Schützenfest in Weckhoven, fahren Sie hin und schauen es sich an.

„Gesagt – getan !

Herr Rektor Pullen führte dort die Edelknaben. Ich kannte ihn von der Schule her. Also machte ich mich an ihn heran und bat ihn, mir für dieses Jahr Mützen, Schärpen und Degen zu leihen. Er sagte sofort zu, und damit war ich einen Schritt weiter. Die Zeit drängte, denn in 14 Tagen war Kaarster Schützenfest.

Schlangen Peter half mir, so gut er konnte. Er stiftete eine sehr schöne Fahne, ein Seidendruck mit dem Bild des St. Martinus auf dem Roß, den Mantel teilend.

Sie hat 33 Schützenfeste durchgehalten bei schonendster Pflege (Dank meiner Frau). Auch vermittelte mich Herr Schlangen an eine Großfirma in Neuss, wo ich die Silber- und Goldlitzen billig kaufen konnte, 0,36 DM pro Meter. So kostete mich jeder Edelknabe rund 1,-- DM, denn als Anzug diente der Kommunionanzug, dazu weiße Kniestrümpfe, schwarze Schuhe und weißes Hemd. Ich hatte mich nicht getäuscht, die Kerlchen sahen ganz adrett aus. Die Königskette mit dem Brustschild stiftete die Gemeinde Kaarst. Daran hingen 3 echte Silberplaketten, gestiftet von Pastor Krott, Präsident Weyen und Rektor Reinhard.

Ich hielt 20 Jungen für eine gute runde Zahl, die man auch überblicken und betreuen kann. An der Spitze 3 Jungen für die Fahne, dahinter König mit 2 Ministern, dahinter der Hauptmann. Dann folgte der Block aus 4 Dreierreihen.

Links neben der ersten Dreierreihe marschierte der Leutnant, der dafür zu sorgen hatte, dass alle in gleichen Abständen marschierten.

Und so waren die 20 Jungen aufgestellt, und 30 Jahre unter meiner Führung wurde diese Ordnung beibehalten. Die Disziplin, die ich in Weckhoven gesehen hatte, gefiel mir nicht. Meine Jungen wurden militärisch gedrillt und geschliffen. Ich staune heute noch darüber, dass die Jungen sich das so gefallen ließen und begeistert mit machten. Jeder Junge zahlte 1 DM Beitritt. Das waren meine gesamten Einkünfte für die Schützentage. Fräulein Hermine Krott -Schwester von Pastor Krott – stellte sich als Mutter der Edelknaben zur Verfügung und spendierte für das Königsschießen der Jungen immer 50 DM. Mit dem Geld konnte ich die Schießpreise und Getränke für die Jungen kaufen.

Eine Riesentüte Bonbons stiftete jedes Jahr Johannes Schmitz.

Als Zwischenbemerkung sei noch gesagt: Die Edelknaben waren verpflichtet, einen Putzlappen mitzuführen, damit sie immer saubere Schuhe hatten. Das führte zu dem Laster,dass sie auch den Schützen hier und da die Schuhe putzten, für Geld natürlich.

Der erste Auftakt der Edelknaben am Schützen Sonntagmorgen 1951 wurde von der Bevölkerung mit Überraschung und Begeisterung aufgenommen. Hans Schlangen als Sohn des Königs trug die Fahne und Toni Speck das Silber.

Der Vorstand der Bruderschaft stand auf dem Standpunkt, die Edelknaben müssten selbst  sparen, daher bekam ich nichts. Erst seit ein neuer Vorstand unter Peter Mayer fungierte, bekam ich im Jahr 200,-- DM. Die Züge spendeten aber auch oft reichlich an den Kirmestagen. Jedes Jahr stand Peter Schlangen irgendwo an der Straße, schaute sich den Schützenzug an und steckte mir 2o,-- DM für die Edelknaben in die Tasche.

Im Jahre 1971 war Willi Hermann Schützenkönig. Aus diesem Anlass lud er das Edelknabencorps zu einer Weihnachtsfeier ein. Das wurde zur Tradition bis heute.Das Vogelschießen wurde dann auch bei ihm abgehalten in allen folgenden Jahren. Als er das Lokal nicht mehr hatte, war es bei ihm privat. Preise und Verpflegung bereiteten dem Corpsführer nun keine Kopfschmerzen mehr. Die gesamte Ausrichtung übernahmen Willi Hermann und seine Frau. Dazu kam dann noch fast jährlich der Edelknabenausflug, der immer ein besonderes Erlebnis für die Jungen wurde. Bei der Organisation und dem Beschaffen der nötigen Geldmittel hatte er sich eine gute Hilfe besorgt, Frau Anne Pooschen.

1975 wurde Willi Hermann mit einer großen Urkunde zum Ehrenhauptmann des Edelknaben-corps Kaarst ernannt und fühlte sich seitdem zur Betreuung verpflichtet.

Mein, Ideal für die Arbeit bei den Edelknaben war immer, für Nachwuchs im Schützenzug zu sorgen. Aus den Reihen der Edelknaben gingen meines Wissens 2 Schützenkönige hervor: Heijo Drießen und Günter Sturm.

Erwähnt werden muss der Enkel von Peter Schlangen, Hans-Peter Karls, der 1984 eine neue Fahne – das gleiche Motiv- bei den Schwestern im Kloster Kreitz sticken ließ und dem Edelknabencorps schenkte.

Dank sage ich allen meinen früheren Edelknaben, die mir so viel Freude gemacht haben, allen Schützen und dem Vorstand der Bruderschaft für alle Hilfe und Unterstützung.

Ich wünsche dem Edelknabencorps weiterhin alles Gute und viel Idealismus.Im Jahre 1982 übernahm mein Sohn Aloys meine Arbeit.

 

Kaarst, April 1986

 

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